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25.08.2022
E-Commerce Beratung
Diana Labs | Projektleiterin

Was Sie tun müssen, damit Ihr agiles Projekt NICHT scheitert

Agiles Vorgehen ist eine Methode der Zusammenarbeit von Menschen mit unterschiedlichen Kenntnissen, Erfahrungen und Interessen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit als agiles Team haben wir hier als Hilfestellung einige Aspekte zusammengestellt:

Ziel und Big Picture sind erforderlich

Agiles Vorgehen ist keine Reise ins Ungewisse – die Beteiligten benötigen für die Mitarbeit und Zusammenarbeit eine gemeinsame Zielstellung für das Vorhaben: Was will man erreichen, warum will man es erreichen, womit will man es erreichen? Und wie bettet sich das Vorhaben in die Unternehmensziele ein? Als Hinweis: Ein neuer Webshop ist nicht per se ein Ziel. Wenn z. B. im Rahmen der Vertriebsstrategie Maßnahmen zur Umsatzsteigerung erarbeitet werden, ist der Vertrieb über einen Webshop evtl. nur eine Umleitung der Umsätze – weg von Direkt- oder Händler-Vertrieb hin zum Online-Vertriebskanal. Dagegen kann eine Erweiterung des Marktzugangs durch eine international ausgerollte Online-Shop-Plattform durchaus ein Ziel sein, durch diese Erweiterung werden Kundensegmente erreichbar, für die es kein Vertriebsnetz gibt.

Abhängigkeiten von einem nicht-agilen Projektumfeld beachten

Wenn das Vorhaben agil durchgeführt werden soll, aber abhängig ist von Zulieferungen und Mitwirkungen aus einem nicht-agilen Umfeld, kann es schwierig werden. Als Beispiel: Der Webshop wird agil mit 3-wöchigem Sprint-Rhythmus entwickelt, benötigt aber angepasste Systemschnittstellen der Altsysteme (Legaycy-Systeme) für Produktdatenimporte und Order-Transfer. Wenn für diese Systeme nur halbjährliche Releases geplant sind, dann muss dieses spezifische Problem vor Beginn des agilen Vorgehens aufgelöst werden.

Nicht Zeitdauer ist entscheidend, sondern der erreichte Nutzen

Nicht Zeit ist die Prämisse im agilen Vorgehen, sondern der erreichte Nutzen für das vereinbarte Ziel und die Anwender-/Zielgruppe. Wenn die erarbeitete Lösung ausreicht, um das Ziel zu erreichen, dann kann das Ergebnis veröffentlicht werden. Oder am Beispiel einer Software-Entwicklung erläutert – wenn der implementierte Funktionsumfang und die Qualität des Entwicklungsstands die Nutzung für die Zielgruppe ermöglicht, dann steht einem Go-Live nichts im Wege. In Nachfolge-Releases können weitere Funktionen, Zielgruppen usw. dazukommen.

Personalressourcen, Rollenverständnis und Verfügbarkeit sicherstellen

Zur Methodik des agilen Vorgehens gehören bestimmte Rollen und Aufgaben. Wesentliche Rollen sind Product Owner, Scrum-Master und das agile Team. Product Owner sorgen dafür, dass das Product-Backlog ausreichend und qualifiziert gefüllt wird, Scrum-Master verantworten das agile Vorgehen und die kontinuierliche Abarbeitung des Product-Backlogs. Die Mitglieder des agilen Teams nehmen sich selbst die User Stories bzw. Aufgaben aus dem Sprint-Backlog und bearbeiten diese. Alle Rollen müssen ihre Aufgaben kennen, Verantwortung übernehmen und rollenbezogen für die Aufgabenbearbeitung angemessen Zeit zur Verfügung haben.

Verstehen und Lernen - Mit Enabling Sprints beginnen

Wenn für das Vorhaben Menschen zusammenkommen, die noch nicht zusammengearbeitet haben und/oder das agile Vorgehen nicht kennen, dann kann man darüber viel erzählen, besser noch ist es, das Vorgehen zu üben. 
Dafür empfehlen wir eine Anlaufphase für das Sprint-Vorgehen durch mindestens zwei sogenannten Enabling Sprints. In diesen beiden Sprints werden nur wenige oder gar keine User Stories implementiert; stattdessen geht es um das Kennenlernen der Rollen, das Anwenden der agilen Vorgehensweise und der Tools und die Etablierung von Zusammenarbeit und Kommunikation.  
Man kann z. B. im ersten Sprint Aufgaben für das Projekt-Setup planen und umsetzen sowie Refinements  (Verfeinerung) für User Stories durchführen. Im zweiten Sprint können dann ggf. schon erste User Stories bearbeitet werden.  
Es ist auch praktisch, am Ende jedes Enabling Sprints eine Retrospektive durchzuführen – zum einen gehört dieses Feedback zum agilen Verfahren, zum anderen kann man zeitnah aus Fehlern lernen und Verbesserungen durchführen.

Vertrauen und Kommunizieren

Wir empfehlen dem verantwortlichen Management, das Vorhaben mit einem Vertrauensvorschuss für alle Beteiligten zu beginnen. Im agilen Modus lassen sich Abweichungen von Vereinbarungen kaum verstecken, was transparente Vorgehensweise und eine offene Kommunikation erfordert.
Von Beginn an muss regelmäßig, offen, an den Zielen ausgerichtet und lösungsorientiert kommuniziert werden. Vereinbarte Kommunikationsregeln, zum Beispiel die Maxime „Jeder hilft jedem“, können das Team motivieren, Unsicherheiten anzusprechen und aufzulösen.

Begrenzen - Das Minimal Viable Product (MVP)

Wie bereits erwähnt, ist nicht die Entwicklungszeitdauer entscheidend, sondern der erreichte Nutzen in Abhängigkeit von der Zielstellung. Daher lohnt es sich, über die Zielstellung und den Mindestumfang an Anforderungen für einen Go-live nachzudenken. Nicht alles ist gleich wichtig!
Empfehlenswert ist es, frühzeitig Nutzer der Anwendergruppe/n in das Projekt einzubeziehen. In dem Fall muss auch diesen Teilnehmern das agile Vorgehen, also die Entwicklung in Sprints, vorgestellt werden, um die Ergebniserwartung zu managen.

Dokumentieren - Nachvollziehbarkeit in der Realisierung

Auch im agilen Projektvorgehen muss dokumentiert werden, bestenfalls direkt im Sprintverlauf. Seien es Zielstellung, Anforderungen, Anwendungsfälle, Systemarchitektur, Entwicklung, Testfälle, Testergebnisse, Fehler, Abnahmen, Entscheidungen, …  - es wird alles dokumentiert.   Um vor lauter Agilität nicht den Überblick zu verlieren, ist eine Dokumentationsvorlage (z. B. als Projekt-Wiki) hilfreich, die dann verpflichtend von allen Team-Mitgliedern zu nutzen und aktuell zu halten ist.   Ebenso muss auch die zielgerichtete Priorisierung und Implementierung nachvollziehbar sein; so ergeben sich aus Anforderungen Anwendungsfälle (User Stories) und daraus wiederum Testfälle und gefundene Fehler. Diese Kausalität lässt sich Tool-gestützt (z. B. mit Jira in Verbindung mit Xray) sehr gut abbilden und dokumentieren. Wir empfehlen außerdem, für jedes Release den aktuellen Dokumentationsstand abzuziehen und zu archivieren.

Das i-Tüpfelchen - Erfolg messbar machen

Für die Zusammenarbeit im agilen Team und das Erzeugen von Vertrauen in die agile Vorgehensmethode ist messbarer Erfolg ein motivierendes Element. Neben den agilen Werkzeugen wie Burn-Down-Chart oder Team-Velocity können weitere, ggf. sogar visualisierbare Erfolgskriterien und Messpunkte vereinbart werden. Suchen Sie z. B. gemeinsam eine Darstellungsform für Ihr Big Picture und ergänzen Sie gemeinsam in regelmäßigen Abständen, was Sie und Ihr Team schon erreicht haben. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall gutes und agiles Gelingen.


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